Die Grausamkeiten nahmen kein Ende

Die Liste der Grausamkeiten, die in Spanien noch heute an Tieren begangen werden, ist lang und schrecklich.

 

In meinem Heimatort Casas Ibáñez (in der Provinz Albacete) sind insbesondere Hunde und Katzen Opfer unvorstellbarer Brutalität. Sie werden nicht einfach nur ausgesetzt, sondern festgebunden, aufgehängt, ertränkt, erschlagen oder überfahren -oft als Zeitvertreib!!!

 

Leider wird besonders der Galgo Español in Spanien allgemein als wertlos angesehen und findet selten einen neuen Besitzer. Überzählige oder alte Tiere werden mit Schlingen an Bäumen aufgehängt, erschossen, lebend begraben, erschlagen oder vergast in so genannten Perreras (Tötungsstationen).

 

Ebenso ist es üblich, Galgos zu pfählen, d.h. es werden ihnen Pflöcke ins Maul gerammt, so dass sie elendig verhungern und verdursten. Oder sie werden gesteinigt, hinter Autos zu Tode geschleift - die Art des Quälens ist sehr vielschichtig.

Häufig wird in Tierheime eingebrochen, um unkastrierte Tiere zu stehlen, mit denen dann wieder für jagdtauglichen Nachwuchs gesorgt werden soll oder für Hundekämpfe.

 

Werden die Diebe nicht fündig, weil die Tiere bereits kastriert sind, wird häufig alles in dem jeweiligen Tierheim bestialisch ermordet; die Hunde werden an den Fenstergittern erhängt, es wird ihnen die Kehle durchgeschnitten oder sie werden angezündet...

 

Das Städtchen Casas Ibáñez, die zweitgrößte der 25 Gemeinden in der Provinz La Manchuela (Hauptstadt Albacete), mit 4.700 Einwohnern, hatte seit jeher etwas was die anderen Gemeinden nicht hatten: eine gut funktionierende Tötungsstation in der herrenlose Hunde aus dem Dorf und den Nachbargemeinden nach 20 Tagen Tortur das Leben verloren.

 

Viele Einwohner im Dorf sind bestimmt der Meinung, die Errichtung einer solchen Station wäre ein Schritt in die richtige (humanere) Richtung, denn davor starben die Hunde im Kugelhagel der Jäger in der Stierkampfarena , nachdem sie eingesammelt und tagelang dort eingesperrt wurden.

 

Laut Infos der Gemeinde starben in Casas Ibáñez pro Jahr 200- 300 Hunde, zuletzt durch die Todesspritze - manchmal auch auf andere Art und Weise, da der „Aufpasser“ dort ein sehr brutaler Typ war und man gerne Geld sparen wollte – auch Giftspritzen kosten Geld-und, da die Hunde so wie so zum Sterben dort waren, wen kümmerte schon die Art und Weise…

 

Endlich kam die Wende:

Im Sommer 2004 schnappte ich mir 6 Personen, und entschied, die „Asociación protectora de Animales  El Refugio“ zu gründen, ein kleines Tierheim und ab da hörte das Töten auf. Mit dabei von Anfang an waren Ana Pérez, meine Schwester Mari Carmen, meine Freundin Carlota und Juan- ein ebenfalls guter Tierschützer.

 

Im Januar 2005 erhielten wir die Schlüssel für die Tötungsstation. Unser Verein wurde als gemeinnützig anerkannt und im einzigen Vereinsregister der Junta de Comunidades de Castilla-La Mancha mit der Nr. 17 188 eingetragen.

 

Wir taten unser Bestes, um die winzig kleine Anlage- zu Anfang nur 100 qm, bis zum Jahresende hatten wir das Gelände um weitere 200 qm erweitern können- den Normen der Tierhaltung anzupassen.

 

Wir erhielten von der Gemeinde 3000 € als Startkapital, um Impfungen, Kastrationen und die notwendigsten medizinischen Behandlungen vornehmen zu können; für die 100 qm große Anlage unterschrieben wir einen Pachtvertrag für fünf Jahre- der im Januar 2010 endete.

Das Tierheim befand sich im Industriegebiet und wurde mit der Zeit durch die immer weiter wachsende Infrastruktur sehr unbequem für uns. Vorbei waren die Zeiten, in denen die Hunde vor der Tür dösen oder gefahrlos zu den Feldern gegenüber spazieren konnten. Unsere Aktivitäten im Industriegebiet werden auch nicht von allen Nachbarn begrüßt: direkt an unser Gelände grenzte das eines Weinbauern, der gerne sein Gelände erweitert hätte, aber nicht konnte weil eben dort das Refugio stand.

 

Auch im Dorf gab es einige Stimmen die gegen das Refugio waren, und dies auch zum Ausdruck brachten. Eines Morgens fanden wir im Refugio alle Vorhängeschlösser defekt, so dass sich die Türen nicht öffnen ließen; ein anderes Mal war die Außentür zerstört, was uns in Angst und Schrecken versetzte.

An einer Hauswand im Dorf tauchte ein Graffiti auf, mit dem Text: „Das Tierheim und die Hure sollen brennen“.

Dies war eine deutliche Aussage mit der wir leben mussten, in der Hoffnung dass auch unsere Kritiker eines Tages unser Projekt für die herrenlosen Hunde begrüßen würden.

 

Endlich kam die Wende-2

Die Gemeinde hatte uns inzwischen für das Jahr 2010 6.500 € als Hilfe zugesprochen, für 2011 erhielten wir ca. 3000 € und noch einmal in etwa diesen Betrag im Folgejahr.

 

Der Unterhalt des Tierheims verschlingt natürlich sehr viel mehr Geld.

 

Um die Versorgung der Hunde zu gewährleisten musste einen Pfleger engagiert werden, die einzige Person, die für ihre Arbeit hier mit den Tieren ein monatliches Gehalt von € 700,- bekommt -Manchmal mehr, bedingt durch Überstunden, teilweise bezahlt von unserem Vereinsmitglieder in Deutschland oder in Spanien .

 

Alle anderen hier im Verein sind ehrenamtlich tätig...zahlen aus der eigenen Tasche Futter, Medikamente, Telefonate und Benzin für die Transporte in die Klinik oder zum Flughafen. Leider ist die Anzahl der Freiwilligen hier in Spanien nicht mit der Anzahl der Helfer in deutschen Tierheimen zu vergleichen: hier sind es nur eine Handvoll Leute. Unser Verein zählt derzeit 30 Mitglieder – meist reine Fördermitglieder- Tendenz steigend, was uns sehr freut.

 

Die Hunde in unserer Station stammen nicht nur aus unserer Gemeinde, sondern auch aus den Nachbarorten. Sie werden nicht nur auf der Straße eingesammelt, sondern oft von Privatpersonen zu uns gebracht, aus vielerlei Gründen: Allergien, Sterbefälle, alte Menschen, die in ein Altersheim umziehen...Jäger, die ihre überzähligen oder „unbrauchbaren“ Jagdhunde bringen –einige wenige die sich trauen, ihr Gesicht zu zeigen (leider noch nicht viele).

Auch spricht es sich herum, dass in Casas Ibáñez eine Station existiert, die herrenlose Hunde nicht tötet, sondern ein neues Zuhause für sie sucht-ohne Wenn und Aber. Dies ist in Spanien bis heute nicht selbstverständlich und nicht an jeder Ecke zu finden.

 

Wir haben Anfragen von Bürgermeistern anderer Gemeinde, die gerne die herrenlosen Hunde dieser Gemeinden zu uns bringen würden, da sie vorziehen, den Hunden eine weitere Chance zu geben.

 

Die Hunde, die bei uns unterkommen werden gleich bei Ankunft gegen Parasiten behandelt und, nachdem unser Tierarzt sie untersucht hat, gechipt und geimpft, im Anschluss folgen der Test auf Mittelmeerkrankheiten und die Kastration.

 

Die Kosten für medizinisches Behandlungen und Kastrationen steigen jedes Jahr, wie auch die Anzahl der Hunde, die in El Refugio Zuflucht finden.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige Vereine in Deutschland, sowie in Frankreich,Österreich die dem Refugio Unterstützung zugesagt haben.

 

Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, ein Umdenken in der Bevölkerung im Hinblick auf Haltung & Lebensbedingungen der Hunde hier in der Mancha zu erreichen. Wir wollen nicht nur Hunde „retten“ sondern auch daraufhin arbeiten, dass die Menschen ihre Haustiere mit anderen Augen sehen, ihre Bedürfnisse respektieren.

 

Ein wichtiges Vorhaben ist, regelmäßig die Schulen besuchen und von Schülern aus dem In-und Ausland besucht zu werden.

Im Tierheim, sie lernen, welche Nöte die Tiere durch uns Menschen erleiden, und die dann anschließend Zuhause mit ihren Eltern darüber sprechen können.